Ohne StudiVZ-Exit gäbe es keine starke deutsche Startup-Szene?!

Als ich Anfang 2007 in die Berufsschule kam, hieß es auf dem Schulhof: "Holtzbrinck hat StudiVZ für angeblich 85 Millionen Euro gekauft."

Seitdem lässt mich die Internet-Startup-Szene nicht mehr los. Ich begann, mich intensiv mit der Gründerszene in Deutschland zu beschäftigen – vorwiegend in Köln und Berlin.

Ich jobbte am Wochenende neben meiner Ausbildung beim direkten Konkurrenten von SchülerVZ – Spickmich. Es war ein harter Wettbewerb, SchülerVZ zu übertreffen und mehr User zu gewinnen. Jedes Mal, wenn Bernd und Tino vor die Kameras traten, um zu erklären, warum auch Schüler:innen ihre Lehrer:innen bewerten dürfen, gab es einen enormen Ansturm auf die Spickmich-Server. CDNs oder Clouds gab es damals noch nicht.

StudiVZ-Doku in der ARD Mediathek

Der StudiVZ-Exit war meiner Meinung nach ein entscheidender Stein, der die deutsche Startup-Szene erst richtig ins Rollen gebracht hat:

Michael Brehm konnte KaufDA mit anschieben, und die KaufDA-Gründer unterstützten nach ihrem erfolgreichen Exit an Axel Springer viele weitere Startups. Die Spickmich-Gründer schufen kurze Zeit später mit Promiflash endlich eine digitale Bravo. Lukasz Gadowski wurde ein noch aktiverer Business Angel, woraus später Team Europe und Point9 hervorging. Gleichzeitig gab es Wettbewerb an allen Fronten. Alle brauchten Cloud-Lösungen, und so wurde Scalarium entwickelt, das 2013 von Amazon Web Services gekauft wurde. Jonathan Weiss, einer der Scalarium-Gründer, leitet bis heute den AWS-Standort Berlin mit mehreren tausend Tech-Talenten. Mathias Meyer, ebenfalls bei Scalarium an Bord, brachte später mit TravisCI eine echte Alternative zu Jenkins hervor.

Zalando, finanziell angeschoben von den Samwer-Brüdern, holte ab 2013 massiv Tech-Talente nach Berlin. Immer mit dabei: Deutsche Startups von Alexander Hüsing & Stefan Vosskötter sowie Gründerszene.

Und so geht es immer weiter.

Voller Erwartungen habe ich mir die ARD-StudiVZ-Doku angeschaut – leider etwas oberflächlich, mit einem detailliertem Blick auf Ehssan Dariani als Person. Ein netter Rückblick, wenig Neues für mich, und dennoch hat es mich dazu angeregt, darüber nachzudenken, was dieser Exit für die Szene, Berlin und Deutschland bedeutet hat. Von Investitionsgeldern über Motivation für junge Menschen, etwas zu gründen. Mich hat dieser Exit damals angetrieben.

Es hat auch die „sexy, aber arme“ Stadt Berlin auf ein neues Level gehoben.

DeineMutter App in den VZ-Netzwerken

Fun Fact: Ein guter Freund und ich betrieben von 2010 bis 2012 eine der Top-3-Apps in den VZ-Netzwerken – mit täglich zehntausenden Nutzern. Die App hieß „DeineMutter“. Finanziell war es eher ein Verlustgeschäft, erst durch die Einbindung von Google Ads wurde es attraktiver, da war allerdings ein großteil der Nutzer bereits bei Facebook und spielte dort FarmVille.

#docu #startupEcoSystem #berlin